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Geschichte und Entwicklung von Stucco-Veneziano

Die genaue Geschichte von Stucco-Veneziano ist eigentlich noch ungeklärt und bisher habe ich nur sehr wage Auskünfte darüber gefunden. Das Meiste, was ich ihnen hier über die Geschichte erzähle, habe ich von einem ehemaligen Händler von original italienischem Stucco-Veneziano Materialien überliefert bekommen. Er hatte es wiederum von den italienischen Produzenten der Stucco-Materialien aus der Region Veneto so übernommen...

Venetien ist ein Teil von Norditalien und besteht aus den Regionen Belluno, Padua, Rovigo, Treviso, Venedig, Verona und Vicenza. In diesen Gebieten fand man vor ungefähr 50-100 Jahren (grobe Schätzung) diverse Wand- und Deckengestaltungen, bei denen man zuerst dachte, es wären Wände aus Naturstein oder Marmor, was sich aber als falsch herausstellte. Nun die alternative Herstellung der Wände wäre vielleicht Stuckmarmor oder Stucco lustro gewesen, aber beides stellte sich ebenfals als falsch heraus! Sowohl für den aufwendigsten aller Marmorimitationen dem Stuckmarmor, als auch für die genauso arbeitsintensive Stucco lustro Technik hätten dicke Schichten mit ca. 2cm Stärke aus Gips oder Kalkputz vorhanden sein müssen. Doch dies war nicht der Fall. Auch war kein Wachs auf der glänzenden und doch sehr harten Oberfläche zu finden. Nun, nach ein paar genaueren Untersuchungen fand man heraus, dass die „Putzschicht“ nur 2-3 mm stark war, also hauchdünn. Dennoch wurde ihr Alter auf 200-300 Jahre alt geschätzt, also bereits zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert entstanden. Man fand unterschiedliche Schichten, teils mit und teils ohne Marmormehle (siehe auch unter dem Link: Stucco-Veneziano Marmorino - mit reinem Kalk und Stucco-Veneziano Sandstein - mit div. Marmormehlen). Hauptbestandteil war jedoch immer Kalk. Ja, gebrannter und gelöschter Sumpfkalk, speziell aufbereitet, mit kalkfesten Farben und Marmormehlen vermischt und natürlich auch speziell verarbeitet. Dennoch war der Hauptbestandteil Kalk. Obwohl klar ist, dass die Verwendung von Kalk in ähnlicher Verarbeitung (z.B. Stucco-lustro oder bei Fresken) schon viele tausend Jahre alt war, fand die technische und gestalterische Reife dieser speziellen dünnen Anwendung von Kalk in der damaligen Zeit wohl seinen Höhepunkt - Stucco-Veneziano war entdeckt.

Stucco Veneziano ist wohl entstanden durch ein Notbehelf, da es durch seinen extrem dünnen Aufbau nahezu an allen Seiten eines Raumes einsetzbar war, also auch an Decken oder Überhängen. Und da die Zeit oder besser gesagt das Kohlendioxid der Luft die Oberfläche noch zusätzlich verhärtete, hatte es die idealen Vorraussetzungen, um lange Zeit zu überdauern. Kein Wunder, dass es die Entdecker für Marmor hielten.

Stucco Veneziano war vor ca. 20 Jahren, Anfang der 90er Jahre, in Deutschland so gut wie überhaupt nicht bekannt. In Italien natürlich schon eher, aber auch noch nicht so lange. Stucco Veneziano fand ich damals weder in irgendwelchen Berufsausbildungen aufgelistet, noch in irgendwelchen Büchern oder Internetseiten. Stuckateure, Maler, Kunstmaler und sogar Restaurateure konnten mit diesem Begriff nichts anfangen. Selbst heute wird Stucco Veneziano häufig mit Stuckmarmor, Stucco lustro oder sogar mit Spachteltechniken verwechselt (mehr dazu unter dem Link: Aufbau). Der Grund dafür, dass es so unbekannt ist, liegt ziemlich wahrscheinlich an der Tatsache dass fast die gesamte Region Venetien (also die damalige unabhängige Republik Venedig) 1797 von Österreich übernommen wurde und anschließend wieder an Italien, dann wieder zurück an Österreich und 1866 wieder zurück an Italien gegeben wurde. Ebenfalls wütete in dieser Region schon der Erste Weltkrieg sehr stark. Der Zweite Weltkrieg tat dann wohl seinen Rest, wodurch viele der alten italienischen Techniken erst einmal vergraben wurden.

Für mich ist es eine große Freude, dass diese alte wunderschöne Technik in der heutigen Zeit wieder aufzuleben beginnt.

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Fa. Raimund Stellmach
info@stucco-veneziano.eu